Frank-Dieter Lemke
Segelflugzeugbau
in der DDR
In der DDR haftete dem Flugzeugbau nach seinem Aus im März 1961 immer etwas Geheimnisvolles an. Historisch Interessierte konnten nach dem Ende der DDR-Luftfahrtindustrie nur aus älteren Jahrgängen der „Flügel der Heimat“, später Aerosport, oder anderen wenigen Luftfahrtpublikationen etwas über ihre einstige, nur fünf Jahre währende Geschichte erfahren. Diese Veröffentlichungen, kaum mehr als kleine Mosaiksteinchen im Gesamtgeschehen, waren natürlich noch vom Enthusiasmus der Flugzeugbauer und der Begeisterung der Presse für das kühne und ehrgeizige Vorhaben geprägt, dem eine maßgebliche Rolle innerhalb des Wirtschaftsgefüges der DDR zugedacht war und das die Überlegenheit des Sozialismus über den Kapitalismus beweisen sollte. Um so überraschender und schmerzvoller für alle Beteiligten das Aus, das in Form einer stillen Auflösung geschah und dessen Hintergründe vielen verborgen blieb. Offiziell mochte niemand an diese für die sozialistische Entwicklung in der DDR so bittere Niederlage erinnert werden. Das Schweigen war schließlich allgegenwärtig.
Zu den wenigen, die das Glück hatten, immer wieder mit dem Flugzeugbau in der DDR, hier mit dem Segelflugzeugbau, in Berührung zu kommen, gehörten Johannes Höntsch, weil er als Leiter der Zentralen Entwicklungs- und Reparaturbasis der Gesellschaft für Sport und Technik in Schönhagen den Einsatz der im Land gebauten Segelflugzeuge beruflich begleitete, und ich, der als junger Segelflieger einige der in der DDR gebauten Segelflugzeuge noch selbst fliegen durfte und bei Hannes einen guten Teil meiner technischen Ausbildung genoss.
Wir fanden uns zusammen, um gemeinsam der Vergangenheit ihre Geheimnisse zu entreißen und Licht in das Dunkel zu bringen. Über die Hintergründe für das Scheitern vieler Projekte im Segelflugzeugbau in der DDR zu schreiben und auf diese Weise die Leistungen der Menschen, die für ihre Ideen gelebt und gearbeitet haben, zu würdigen und der Nachwelt zu erhalten – das war unvergleichlich spannend.
Wir hatten bei den Recherchen das Glück, auf Menschen zu treffen, die gern bereit waren, über ihre Erlebnisse zu erzählen, so schmerzlich sie auch für den einzelnen endeten, und uneigennützig ihre noch erhalten gebliebenen Dokumente und Fotos zur Verfügung zu stellen. Ohne diese Hilfe wäre dieses Buch nicht entstanden.
- Autor: Frank-Dieter Lemke
- 218 Seiten
- 500 Fotos und Zeichnungen
- Hardcover
- Deutscher Text