Jürgen Kraus
Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918
Kraftfahrtruppen, Band 1 & 2
Als jüngste Waffengattung des Heeres war im Jahre 1907 eine Kraftfahrtruppe als Teil der Verkehrstruppen gegründet worden. Bis zum Kriegsbeginn erprobten diese Truppen hauptsächlich Lastkraftwagen für eine militärische Verwendung. Aus einem geringen Friedensstamm entstanden bei der Mobilmachung 114 Kriegsformationen mit insgesamt rund 200 Offizieren und 8000 Mann. Die neu aufgestellten Formationen konzentrierten sich auf Lastkraftwagen-Kolonnen für die Etappe. Bald erwiesen sich die Kraftwagen-Kolonnen zur Sicherstellung des Nachschubs als unentbehrlich, was zu einer starken Vermehrung der Kraftwagen führte.
Im Dezember 1916 kam es zu einer grundlegenden Reorganisation des Kraftfahrwesens. An seine Spitze trat ein neu ernannter Chef des Feldkraftfahrwesens, der die Leitung der Kraftfahrtruppen im Felde und in der Heimat übernahm. Da sich inzwischen der Schwerpunkt der Kraftfahrtruppen von der Etappe in das Operationsgebiet verlagert hatte, wurden alle Kraftwagen-Kolonnen, -Staffeln und -Parks zu Armeetruppen und entsprechend umbenannt. Gleichzeitig erhielt jede Division ihre eigene Kraftwagen-Kolonne. Mit dieser Reorganisation wurde die Kraftfahrtruppe endgültig als selbstständige Waffengattung etabliert, die nun im Armeebereich angesiedelt war und neben rund 240 Divisions-Kolonnen im Kern aus zuletzt 320 Armee-Kraftwagen-Kolonnen bestand.
Im Herbst 1914 entstanden erste Abteilungen mit Kraftradfahrern, die vor allem im Melde- und Patrouillendienst Verwendung fanden; 1917 wurden sie in Kraftrad-Abteilungen umbenannt.
Zu den Kraftfahrtruppen gehörten ebenfalls die Panzerwagen, auch Tanks genannt. Erst im Jahre 1917 konnte ein kriegsbrauchbarer Panzerwagen A7V entwickelt und in geringer Stückzahl produziert werden. Damit wurden erste Sturm-Panzerkraftwagen-Abteilungen aufgestellt, denen 1918 weitere Abteilungen folgten, die mit Beute-Tanks ausgestattet werden mussten.
Zunehmend leistete die Kraftfahrtruppe Hilfe bei der Motorisierung anderer Truppengattungen. Seit Beginn des Krieges waren für Stäbe, Flieger, Luftschiffer usw. einzelne Kraftwagen mit Personal zur Verfügung gestellt worden. Einen besonderen Schwerpunkt erlangte die Bereitstellung von Zugmaschinen, um schwere und schwerste Geschütze der Fußartillerie bewegen zu können.
In der Heimat verfügte die Kraftfahrtruppe über eine eigene Nachschuborganisation: Für das Personal sorgten Ersatz-Abteilungen, für das Kraftfahrgerät immobile Kraftwagen-Depots.
Seit Kriegsbeginn erfuhr das Kraftfahrwesen Unterstützung durch mehrere zivile Organisationen. Hierzu gehörte ein Freiwilliges Automobilkorps, nach dessen Vorbild auch ein bayerisches und sächsisches Freiwilligen-Korps entstanden. Besonders zahlreich waren die freiwilligen Sanitäts-Kraftfahr-Formationen.
Alle Kommandostellen und Kraftfahrtruppen werden hier erstmals detailliert behandelt und vermitteln so ein eingehendes Bild des Kraftfahrwesens im Ersten Weltkrieg.
- Hardcover
- 2 Bände
- insgesamt 722 Seiten
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deutscher Text
Autor: | Jürgen Kraus |
Sprache: | Deutsch |