Das vorliegende Buch ist der zweiten Phase der Spätgotik gewidmet. In dieser Zeit führt das gleichberechtigte Nebeneinander unterschiedlichster Gewandformen zu einer verwirrenden Kostümvielfalt, die von einem berühmten französischen Historiker des 19. Jahrhunderts in Analogie zum Turmbau von Babel als "babylonisch" kritisiert worden ist. Objektiv betrachtet ist es die große Zeit der Houppelande bzw. des Tapperts, die in den oberen Klassen der westeuropäischen und der deutschen Gesellschaft andere Kleidungsstücke in den Hintergrund drängen. Gleichzeitig vollzieht man mit den zwischen den Beinen wieder vereinten Beinkleidern den ersten Schritt in Richtung der modernen Hose. Auch bei den Kopfbedeckungen treffen wir für beide Geschlechter auf zahlreiche neuartige Modelle. In der Waffentechnik erleben wir in dieser Periode das Ende der Ringelpanzerära. Der in ganz Europa vorherrschende ritterliche Helmtyp ist die Hundsgugel, die um 1370 zuerst in Italien auftaucht und erst ab ca. 1410 von der großen Beckenhaube nach und nach verdrängt wird. Um 1410 ist auch die Entwicklung des blanken Plattenpanzers, der den Körper seines Trägers komplett umschließt, im Wesentlichen abgeschlossen. Als Antwort auf diese verbesserte Schutzbewaffnung erfindet man den Streithammer oder "Rabenschnabel", der das bekannte Arsenal der Angriffswaffen ergänzt. Auch der dritte Band der Kostümkunde des Mittelalters behält die bewährte Zweiteilung in einen zivilen und einen militärischen Teil bei. Die 8 Farbtafeln und die zahlreichen s/w-Abbildungen geben nicht nur einen repräsentativen Überblick über die in dieser Zeit getragenen Kleidungs- und Rüstungsmodelle, sondern bieten auch einen detaillierten Einblick in deren Konstruktion. Die Zahl der Fotos von Originalen und originalgetreuen Nachbildungen wurde gegenüber dem vorangehenden Band nochmals erhöht. Damit sollen ganz besonders die Ansprüche derjenigen Leser befriedigt werden, die nach Anleitungen und Vorlagen für eine möglichst authentische Rekonstruktion mittelalterlicher Ausrüstungsgegenstände suchen.
Hardcover, Format 20 x 27 cm, 120 Seiten, 8 Farbtafeln und zahlreiche s/w-Abbildungen
Author: | Ulrich Lehnart |
Language: | German |