Achtung Spione! - Geheimdienste in Deutschland von 1945 bis 1956 - Katalog und Essayband im Schuber - Militärhistorisches Museum
Am 1. April 1956 wurde der Bundesnachrichtendienst (BND) gegründet. Hervorgegangen war er aus der Organisation Gehlen, die gleich nach Kriegsende unter US-amerikanischer Kontrolle entstanden war und ihr Personal überwiegend aus hochrangigen ehemaligen Wehrmachtsangehörigen bezog. Wer den heutigen BND verstehen möchte, muss in seine Gründungsphase zurückblicken. Neben der BND-Vorläuferorganisation auf westlicher steht das Ministerium für Staatssicherheit auf östlicher Seite im Mittelpunkt dieser Publikation.
Der Zweite Weltkrieg war in Asien noch nicht beendet, als der ehemalige Wehrmachtgeneral Reinhard Gehlen bereits für das US-Militär arbeitete. Sein Auftrag war unverändert. Er lautete: Aufklärung der Roten Armee. Von Sommer 1945 bis 1946 war der Kriegsgefangene Gehlen dazu mit einem kleinen Team in Washington tätig. Nach seiner Rückkehr baute er in Deutschland die nach ihm benannte Organisation Gehlen auf, Vorläufer des heutigen Bundesnachrichtendienstes (BND). Bis zur Gründung des BND am 1. April 1956 standen die hauptamtlichen Mitarbeiter und Spione Gehlens auf der Gehaltsliste der US-Regierung.
Zur erfolgreichen Arbeit von Geheimdiensten gehört, dass sie von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wird. Geschieht dies doch, dann ist der Grund dafür meist ein Misserfolg, ein Regel- oder gar Gesetzesverstoß. In den letzten Jahren waren die deutschen Geheimdienste häufig in den Schlagzeilen. Wer die Entwicklungen der letzten Jahre und die Funktionsweise des BND heute besser verstehen möchte, muss den Blick auf seine Gründungsphase richten. Die große Sonderausstellung des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr "Achtung Spione! - Geheimdienste in Deutschland von 1945–1956" macht genau dies möglich. Dazu wurden auch bestgehütete Akten aus dem Pullacher Archiv und streng bewachte Depots des BND geöffnet.
Gehlens jüngerer ostdeutscher Gegenspieler Markus Wolf lebte als sowjetischer Staatsbürger in Moskau, bevor er 1945 nach Deutschland zurückkehrte und später die Auslandsaufklärung der DDR aufbaute. Der mächtige Einfluss der sowjetischen "Berater" auf die Geheimdiensttätigkeiten der DDR lässt sich auch an seiner Biografie ablesen - in der Emigration war ihm die Sowjetunion zur zweiten Heimat geworden. Während die USA und die Sowjetunion um die politische und wirtschaftliche Vormachtstellung in der Welt rangen, kämpften in Deutschland zahlreiche Agenten und Spione an einer unsichtbaren Front um jeden Informationsvorsprung.
Das Aufklären moderner Waffensysteme der Gegenseite war ein Schwerpunkt der Spionagetätigkeit im Kalten Krieg. Sie fand zu einem erheblichen Teil auf deutschem Territorium statt. Panzer und Flugmittel, darunter ein Kampfpanzer Josef Stalin III, ein US-Spionageballon sowie eine Mk/B53 Wasserstoffbombe, die stärkste im US-amerikanischen Kernwaffenarsenal, sind Teil der Ausstellung. Nicht nur die großen Objekte zeugen von spannenden Geschichten. Der Ausweis des damaligen Staatsratsvorsitzenden Willi Stoph etwa ist ein kleines Objekt - aber es war eine Sensation, dass es sich, offenbar von Spionen erbeutet, im Besitz von Reinhard Gehlen befand.
Die Ausstellung "Achtung Spione!" zeigt mehr als 600 Objekte und Dokumente, von denen viele erstmals öffentlich zu sehen sind. Menschen und Strukturen, Ziele und Strategien, technische Mittel und Methoden, Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Traditionen und Erblasten, Erfolge und Pannen im Kampf an der unsichtbaren Front des frühen Kalten Krieges werden eingehend thematisiert. Noch nie gezeigte Dokumente und Erinnerungsstücke aus privaten Nachlässen ergänzen die Ausstellung. Man erhält Einblicke in das Leben und Handeln der bekanntesten Persönlichkeiten deutscher Spionagegeschichte im beginnenden Kalten Krieg.
Essayband:
Der Essayband vereint Beiträge ausgewiesener Wissenschaftler und Geheimdienstexperten zu diesem Thema, darunter von Autorinnen und Autoren der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968 (UHK) und der BND-internen Forschungsgruppe "Geschichte des BND". Interviews mit Egon Bahr und Daniel Ellsberg, dem "Vater" der Whistleblower, lenken den Blick aber auch auf die Gegenwart.
Herausgeber: Magnus Pahl, Gorch Pieken und Matthias Rogg - Militärhistorisches Museum der Bundeswehr
Hardcover, Format 28 x 21 cm, 440 Seiten, 208 teils farbige Abbildungen
Katalog:
Im Katalog werden Menschen und Strukturen, Ziele und Strategien, technische Mittel und Methoden, Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Traditionen und Erblasten, Erfolge und Pannen im Kampf an der unsichtbaren Front des frühen Kalten Krieges anhand von weit über 600 Objekten gezeigt. Die meisten von ihnen stammen aus Privatbesitz und Geheimarchiven und werden hier erstmals öffentlich präsentiert.
Herausgeber: Magnus Pahl, Gorch Pieken und Matthias Rogg - Militärhistorisches Museum der Bundeswehr
Hardcover, Format 28 x 21 cm, 440 Seiten, 624 teils farbige Abbildungen
Nähere Informationen über diese Publikation und eine ausführliche Besprechung finden Sie auch in Ausgabe 177 unseres IMM - "Internationales Militaria-Magazin"!
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